Travel-Life
Foto-Blog Südamerika
Reisestile sind Geschmacksache. Wir ziehen die Langsame Langzeitreise vor, und passen weite Bereiche unserer Lebensgestaltung dieser Vorgabe an. Unser Reisen soll ein Gespür für Landschaften, Menschen und ihren Sprach- und Kulturraum entwickeln. Das braucht Zeit und Geduld. Wir bewegen uns nach eigenen Plänen, ohne feste Agenda und mit dem klaren Fokus auf Naturnähe. Das 4x4 Campmobil mit funktionaler Ausstattung ermöglicht Unabhängikeit vom Hotel- und Campingbetrieb. Im Vordergrund steht Offenheit für Ungewohntes und Unbekanntes. Nicht so wichtig sind die meist überlaufenen Must Do Reiseziele. Der Zeitrahmen ist flexibel und sieht längere Pausen vor. Aus diesem gewollt individuellen Reiseumfeld stellen wir Wahrnehmungen, Ansichten und Einschätzungen vor.
Die 'TrackAndin Story' richtet den Blick auf fünf Jahre intensives Reiseleben, das eine ständig wachsende Menge an GPS-Track-Daten und Fotos hervorbrachte. Da die 'Navis' der Nullerjahre für Südamerika kaum brauchbare digitale Karten boten, benutzten wir kommerzielle russische Topo-Karten, und das noch junge Google Earth zauberte faszinierende Perspektiven auf den Bildschirm des Laptops. Navigation wurde zum Abenteuer. Anden-Pisten zuerst virtuell erkunden, dann auf der Topokarte suchen, um sie später im Gelände zu finden. So entstand der Online Routenplaner für Südamerika 'TrackAndin' – ein echtes Straßenkind.
Nachdem TrackAndin in der ersten Fassung 2004 abgeschlossen war, stellten wir den Routenplaner auf unsere Website. Auch die erblickte das Licht der WWW-Welt während dem Reisen, denn das Internet lieferte die erforderlichen Programmier-Kenntnisse auch unterwegs. Zum Testen und Probleme lösen tingelten wir durch die Internetcafés in Südamerika, immer froh, wenn die temperamentvolle Meute Counterstrike spielender Kids überschaubar laut blieb, was nicht oft der Fall war.
Der Foto-Blog berichtet von den Eindrücken entlang unserer Bummelroute. Der Blick aus dem Auto- fenster nimmt Anderes wahr, als beispielsweise Radfahrer, die die gleiche Strecke befahren. Darüber redeten wir auf der ersten Südamerika-Reise mit Argentiniern, die von Feuerland nach Alaska radel- ten. In Patagonien kauerten sie zum Essen bei Sturmwind im Strassengraben, und schauten den von der Gabel fliegenden Spaghettis unglücklich nach. "Todo bien?" Alles OK? "No, mucho viento". Zu viel Wind. Wir holten sie in den Camper rein und als Freunde in unser Leben.
Mit so viel Motivation im Gepäck, zeichneten wir im Lauf der Jahre bei dem vielen 'Rauf-Runter' und 'Hin-Her' eine Spur auf die Landkarte, die für mehrere Erdumrundungen gereicht hätte. “Warum so viele Kilometer?” fragte jemand. Weil die gleiche Strecke nie die selbe ist. In chinesischer Lesart: Du steigst nie in den gleichen Fluss. Eine Piste zu erfahren, ist in dieser Sichtweise etwas anderes, als nur eine Strecke zurückzulegen. Der Blog-Titel Reisen auf anderen Wegen steht für diesen Unterschied.
Auch der Offroad-Camper wird erst im Kontext des passenden Umfelds zum sinnvollen Basisfahrzeug. Offroading funktioniert, wo Pisten, kleine Sträßchen und Backroads in Hülle und Fülle und allen Stadien des ungeteert Seins vorhanden sind. Die weiten Räume Südamerikas sind bei mäßiger Zivilisations- dichte und hohem Naturanteil voll davon. Dort zeigt sich, wie Pisten und Backroads aussehen können und was es auf sich hat, sie lange Zeit, in unter- schiedlichen Jahreszeiten und über große Distanzen zu benützen.
Strassenkarten für unsere Bedürfnisse waren rar. Aus dem Mix von digitalen Topo-Karten, NASA-Sastellitenkarten und Google Earth Informationen filterten wir die erforderlichen Kenntnisse über Transitstrecken, Anfahrtwege und Details der Streckenführung im Zielgebiet. Wie sah nun die Welt der Offroad-Pisten in Wirklichkeit aus?
Wir unterscheiden Pisten-Gruppen nach typische Merkmalen. Oben auf der Liste stehen Highlights, die einen Hochgenuss an Fahrfreude vermitteln, moderat in den Anforderungen sind und in ihrer Schlichtheit große Eindrücklichkeit bieten. So ideal sind die Verhältnisse nicht immer. In der Gruppe 'nass' steigen Beanspruchung und Stress, abhängig davon, wie feucht, glitschig oder matschig der Boden ist. Wasserpassagen sind heikel, der Unter- grund oft trügerisch und schwer einschätzbar. Wird der 4x4 Antrieb falsch eingesetzt, rutscht man noch tiefer ins Problem oder verursacht noch eines dazu.
Bei Trockenheit beeinflussen Größe und Beweg- lichkeit der Steine in der Pistenoberfläche die Fahr- eigenschaften. Noch 'kiesig', oder schon 'steing'? 'Festgefahren' oder 'lose'? Fahrgeschwindigkeit und Luftdruck der Reifen kommen ins Spiel. Wellblech nervt gehörig und zwingt sehr langsam zu fahren. Einige sehen das ganz anders, und beschießen dadurch den Gegenverkehr ganz ungeniert mit Steinen. Oder kommen ins Gleiten und verlassen die Piste in einer weniger eleganten Pirouette. Wenn 'steing' in 'felsig' übergeht, sind Differenzialsperren gefragt. An der Hinterachse des Sprinters war eine verbaut und erweiterte unseren Spielraum.
In der Kategorie 'staubig' reichen die Varianten von milder Staubauflage bis zum Tiefstaub. In Bolivien überbedeckte eine Handbreit mehlfeiner Staub gefährlich tiefe Schlaglöcher. Stress pur ohne Sicht. Staub ist das beherrschende Thema, nicht der Sand. Von wenigen Stränden und Oasen in Chile, Peru und einigen Gegenden im Altiplano abgesehen, gibt es im andinen Südamerika kaum längere Sand- bzw. Tiefsandpisten.
Unerwartet auftauchende Hindernisse schätzen wir als 'schwierig' ein: zu eng, zu niedrig, zu wackelig, zu weich. Oder die Piste verläuft plötzlich im Fluss. Häufig sind nicht reparierte Schäden durch schwere Regenfälle das größte Hindernis. Das kann Um- und Rückwege von mehreren Hundert Kilometern ver- ursachen. 'Full Stopp' auch dann, wenn große Felsbrocken nicht zu umfahren sind, oder die eigene Säge den über die Piste gestürzten Baum nicht schafft. Nach Waldbränden kommt das vor.
Die Berg-Pisten der Anden reichen bis über 5000 Meter Höhe. Dieses Extrem verlangt, dass man das passende Witterungsfenster einhält und die in den Anden notwendigen Sicherheitsvorkehrungen für Extremfahrten in großer Höhe erfüllt. Die über weite Strecken nahezu einspurigen Pisten steigen in endlos erscheinendem Kurvenkarusell nach oben. An kaum befestigten Straßenschultern fehlen Leit- planken. LKW-Verkehr ist vorhanden und besteht meist aus lokalen Bussen und Minenfahrzeugen.
Das Fahren auf salzstabilisierten Pisten ist äußerst angenehm – solange die Piste gepflegt ist. Wenn nicht, ist der Spaß vorbei und heftige Schlaglöcher bestimmen wieder das Bild. Salare, vor allem die großen, sehen einer stabilen Eisfläche täuschend ähnlich, bergen aber völlig ungewohnte Risiken. Der Salar Coipasa in Bolivien ist mit tückische Stellen durchsetzt, an denen Fahrzeuge durch die dünne Salzkruste brechen und im schwabbeligen Unter- grund langsam versinken können. Auf der Reise mit dem Renault-Camper wäre das fast passiert.
Warum wollen reiseverwöhnte Mitteleuropäer in Südamerika reisen? Was zieht sie dort hin? Unsere erste Reise in diesen Teil der Welt zeigte, dass in den extremen Regionen des Altiplano, der Hochanden und Patagoniens eine Natur zu erleben ist, die vielleicht der Tibets und seiner geografischen Umgebung vergleichbar ist. Anders jedenfalls, als die über Jahrhunderte umgestalteten Landschaften Europas, die nur noch in überschaubar kleinen Nischen Ursprünglichkeit und Weite vermitten. 'Wolken-Patagonien' nennen wir diese Offenheit.
Ab und zu stellten wir kleine Themen-Spots der Reiseeindrücke auf der Website vor. Über Mate-Tee beispielsweise. 'Argentiniens Grüne Spur'. Mate ist nicht nur Tee aus grünem Teepulver auf- gegossen, er ist Lebensauffassung. Ob Chile oder Argentinien, immer war es ein selbstverständliches Ereignis, mit Freunden und Bekannten in der Runde zu stehen, und den Matebecher kreisen zu lassen. Ohne Verabredung, einfach dann, wenn es an der Zeit war. Reden, lachen, schweigen. Zusammen eine besondere Form von Nähe erleben.
La Pampa ist die Region, die den Begriffen Weite, Leere, Abgeschiedenheit, Entfernung und Wind eine eigene Dimension verleiht. Patagonischer Wind. Die Brüllenden Vierziger sind nicht mehr weit, weshalb in der Pampa das Sprichwort gilt: “In Patagonien kommt das Land zu Dir”. Wenn man sieht, wie der Wind nussgroße Steine spielend übers Land fegt und aufwirbelt, versteht man was gemeint ist. Dieser Wind herrscht absolut. Trotzdem leben hier Tiere und Menschen, um so mehr ist die Begegnung mit ihnen eindrucksvoll. Ein Gaucho ritt morgens am Platz vorbei, auf dem wir über Nacht standen. Er sei auf dem Weg zur Schafschur, “Morgen in der Estancia, da drüben” - weite Armbewegung - auf der anderen Seite des Flusses. Wir seien eingeladen.
Dieses Mal waren es wirklich nur ein paar Kilometer. Aber das mag auch ganz anders sein, denn die Größe einer Estancia, so heißen die Farmen da unten, kann riesig sein, so groß, dass am oft eigen- willig gestalteten Briefkasten-Häuschen an der Zu- fahrt zur Estancia, meist auch die Entfernung bis zum Farmhaus angegeben ist. Als Warnung sozusagen, denn die kann leicht bis zu Hundert Kilometer betragen. 'Rasch vorbei schauen', macht niemand. Im Winter und bei Überschwemmungen ist wochenlang kein Durchkommen. “Problemas?” “No!” “Wie weit ist es bis zu den nächsten Nachbarn?” Antwort mit Schulterzucken: “Un dia con cavallo”. Mit dem Pferd ein Tag.
Unter solch harschen Bedingungenen beim Versorgungseinkauf etwas zu vergessen, rächt sich. Auch wir spürten das. Gut gemeinter Rat: “Südlich von Gobernador Gregorio gibt es über 600 Kilometer keine Tankmöglichkeit.” “Ojo!”, Denk' daran! Den Dieselverbrauch und die Reserven unterwegs nicht scharf zu kontrollieren, kann lebensbedrohlich werden. Eiserne Regel: Wo immer in abgelegenen Gegenden eine Möglichkeit besteht, Diesel - selbst in Kleinmengen - zu bekommen: Zugreifen!
Fischen in den Anden. Geht. Über eine lang an- steigende Serpentinenpiste ist die Laguna Diamante in Argentinien erreichbar, nahe der Grenze zu Chile auf 3300 Meter gelegen. Im Winter ist sie dick zugefroren. Aber im April herrscht schönstes Sommerwetter, und die Anlieger der Städtchen weiter unten verbringen einige Wochen hier oben im Sommercamp und fischen ihren Wintervorrat. Für einige Tage leisteten wir ihnen Gesellschaft, verspeisten aber unseren Fang sofort.
Clevere Ziegenhirten. Manche der aus den Anden herunterströmenden Flüsse sind zeitenweise so tief und reissend, dass sie schwer zu überwinden sind. Selbst große Rinder hätten keine Chance, ans andere Ufer zu kommen. Anders die Hirten, die mit ihrer Herde zum Umzug von der Sommerweide ins Winterquartier keinen leichten Landweg benutzen können. Sie funktionierten den Versorgungslift einer Estancia zur Ziegen-Gondelbahn um.
Die Gauchos Patagoniens darf man ruhig als eigene Spezies bezeichnen. Ähnlich den Cowboys anderer Länder. Raue Gesellen, die mit ihrem Lebensstil die Region prägen und Farbe, Aktion und Wildheit ins eher konservative Farmleben bringen. In Malargüe war eine wichtige Fiesta angesagt, mit einer be- rühmten Strecke von 40 Hammel am Asado-Spieß. Ein Reiterschauspiel, das nicht Gaucho-Darsteller für Zuschauer aufführen, sondern Gauchos und ihre Arbeitgeber, die Padrones. Zusammen leben sie ihre unbändige Freude am Feiern aus, und ein paar Zuschauer, wie wir, stehen zufällig dabei.
Nicht nur die PanAmericana hat legendären Ruf, in Argentinien ist die 'Ruta 40' die Berühmte. Ein meist staubiges Band zieht sich im Norden von der bolivianischen Grenze bis hinunter nach Rio Gallegos in Patagonien. In ihren jungen Jahren war sie wild, am wildesten bei schlechtem Wetter, wenn man statt an seinem Ziel, neben der Straße landete. Heute ist sie weitgehend unter Asphalt gezähmt, mitunter im Downtown-Verkehr verschwunden. Aber große Stücke bewahrten trotzdem ihren eigenwilligen Charakter und bleiben ein uragentinisches Erlebnis.
An den Tod zu erinnern, ist in der Gesellschaft Lateinamerikas nichts Außergewöhnliches. Orte der Erinnerung werden überall geduldet und sind nicht auf den Friedhof beschränkt. Ob am Straßenrand, mitten in der Wüste, an einer einsamen Küste oder weit oben in den Bergen der Anden, überall errichten Angehörige liebevoll und mit sehr viel Phantasie gestaltete Erinnerungsorte. Richtige Tiny Houses mit Tür und Fenster, zum drin sitzen. Was denkt man am Grab eines Minenarbeiters in abgelegener Bergwelt, auf dem ein Kriegsschiff angedeutet ist? Mitunter haben wir Einkehr gehalten, Blumen oder Pflanzen gegossen und an Menschen gedacht, die wir gar nicht kannten.
Eine lebensfeindliche Küstenwüste erstreckt sich dem Pazifik entlang über die ganz Länge Perus. Neuerdings finanzieren Investoren in dieser Unwirtlichkeit künstliche Oasen, in denen Spargel und anderes Gemüse für den Export angebaut wird. Für die Geldgeber ein feines Geschäft. Aber die Ärmsten der Armen, denen hier das Siedeln gnädigerweise erlaubt wird, kommen schutzlos und mit leeren Händen. Die unerbittliche Härte der Wüste trifft sie mit voller Wucht.
Wir verbrachten einige Zeit in Arica, einer Metropole im Dreiländereck Bolivien-Peru-Chile. Diese Stadt am Rand der Atacama-Wüste ist Chiles Tor nach Peru und Boliviens Tor zum Meer. Ein faszinierender, gleichwohl schillernder Ort. Unser Sprungbrett in die Region. Stadtbewohner sehen, was Durchreisenden entgeht. Straßenclowns, Gaukler und Windschutz- scheibenwascher verdienen ihr kleines Geld inmitten einer völlig ungefilterten Abgaswolke.
Händler verschieben Ware in illegalem bisiness nach Peru, wobei es sich hauptsächlich um den wundersam hier gelandeten Inhalt deutscher Kleidersäcke handelt, der in Peru als 'Ropa Americana', amerikanische Kleider, angeboten wird. Importierte Schrottautos aus Japan sind ein anderer Geschäftszweig. In Schmugglerkonvoys gelangen sie über verschwiegene Andenpässe nach La Paz. Spät nachts rollte eine spärlich beleuchtete Kolonne nahe unserem Stehplatz vorbei.
In den 90er Jahren fuhr ein riesiger Teleskop-Spiegel im Schneckentempo von der Küste aus ins Landes- innere. Europa schickte ein technisches Wunderwerk in die Wüste, d.h. in eine besonders geeignete Wüste, um dem Weltraum neue Erkenntnisse zu entlocken. Saubere, extrem trockene Luft, kaum Lichtverschmutzung und dauernd sternklare Nächte überzeugten die Weltraumgucker, auf dem Cerro Paranal eine neue hightech 'Sternwarte' zu bauen. Einem 'Cerro' von immerhin 2600 Meter Höhe, den aber echte chilenische Andinos nur verächtlich 'Hügel' nennen.
Viele unserer Fahrten und Reisen ins Altiplano gingen von Arica aus. Dort oben ist nicht nur erhabene Natur anzutreffen, sondern auch viele Hinterlassenschaften der chilenischen Salpeterwirtschaft. Von Tiliviche aus führen die Spuren direkt ins Salpterboom-Zeitalter, zur berühmten Fabrikanlage von Humberstone und auf den Friedhof 'British Cemetery'.
Die PanAmericana hat an Glanz eingebüßt, viele Gesichter sind verblasst. Fünfhundert Kilometer vor und nach Santiago de Chile könnte ein Schild stehen: '1000 km Stadtverkehr'. Weit im Norden Perus hält sie aber noch Glück bringende Schweine und andere Überraschungen bereit. Um den sehr aktiven Straßengaunern nicht ins Netz zu gehen, ist nicht nur Glück, sondern Aufmerksamkeit gefragt.
Man kann die PanAmericana auch als Transitstrecke benutzen, von der aus Ziele im Landesinneren oder an der Küste Chiles schnell zu erreichen sind. Der Ort Pisagua, an die schroffe Pazifikküste hingeduckt, erlangte vor Jahrzehnten traurige Bekanntheit. Dort wird man nostalgisch in die Salpeter-Epoche zurück versetzt, aber gleichzeitig kommt auch das Grauen der zurückliegenden Diktatur wieder auf und man blickt beklommen in ein leeres Massengrab. Trotz strahlendem Sonnenschein fühlte der Ort sich dunkel an.
Ecuador ersetzt das Hitze-Beige der Küstenwüste durch satte Grüntöne und Regenschleier. Richtung Norden schwindet zusehends der andine Charakter zu Gunsten des Tropischen. Nicht so sehr bei den Pazifik-Fischern. In den Bergen dagegen hält die ethnische Gruppe der Saguro ihren Sonntagsmarkt in sprühender Farbigkeit ab. Einige Ortschaften erinnern mit Denkmälern an die Familie als er- strebenswertes Ideal. So jedenfalls haben wir das verstanden. Auch die Hutmode fällt auf.
Der Rio Napo, einer der großen Zuflüsse des Amazonas, wird vom Tourismus als Ausgangspunkt für Bootsfahrten ins Amazonasrevier benutzt. Wenn die Dschungelsucher um die nächste Flussbiegung verschwunden sind, kehrt wieder Ruhe ein.
Eine Fiesta zu feiern ist in Bolivien so schön, wie in Andalusien oder Rio. Die Prozession zu Ehren der Madonna von Guadelupe gibt Anlass für ein farbiges Spektakel, mit viel Trara und großer Deko. Doch eine Gruppe fällt im Umzug auf. Arbeitslose Minenarbeiter, geschundene Kerle, kein Winke-Winke. Dynamitstangen am Ärmel, Hammer und Meissel in der Hand. Sie tanzen zwar, geben den Zuschauern aber Anderes zu verstehen. Wir kennen sie von tagelang besetzten Straßensperren. Ein Fehler, sich mit diesen Burschen anzulegen.
Die 'Gefärlichsten Straße der Welt' führt steil hinunter ins Amazonasbecken. Wer die ein- bis zweispurige, ungeteerte Strecke vor 2007 erlebte, befuhr eine Serpentinenlegende, die dem Amazonas förmlich über 2500 Höhenmeter entgegenfällt. Den Weg abwärts flogen wir gefühlt mit einem Gleitschirm. LKW-Gegenverkehr mit Fahrern, die mit hektischen Hand- bewegungen "zurück" signalisierten. Es sei klüger, war zu hören, den richtig gefährlichen Teil der Strecke aufwärts zu befahren. Was einen riesigen Umweg verlangte, um den richtigen Einstieg zu nehmen. Ein guter Ratschlag!
Anwohner bringen am Pistenrand mitunter sehr eigenartige Installationen an. Als Kunst ist das sicherlich nicht gedacht. Abschreckung? Makabrer Scherz? Alles möglich. In der Pampa sind Zäune und Viehgitter an den Durchfahrten der Estancias bevorzugte Orte dieser visuellen Botschaften. Was mitgeteilt wird, erschließt sich nicht von selbst. Für uns heißt die Show einfach Zaun-Voodoo.
Egal wo auf der Welt, Märkte sind Orte, an denen das Leben intensiv pulsiert. Sie sind Lebensbühne, auf der sich die Lebendigkeit einer Region in ihrer ganzen Eigenart und Vielfalt ausdrückt. Unermüdlich besuchen wir das Schauspiel dieser Bühne. Alle Sinne werden dort angesprochen und angeregt. Andere Geschmäcker … Nicht immer angenehm, vor allem, wenn das Angebotene den eigenen Essgewohnheiten und ästhetischen Vorstellungen nicht entspricht. Dann ist Toleranz gefragt.
Die Suche nach einem geeigneten Stehplatz für die Nacht ist ein ständig wiederholtes und gut eingespieltes Ritual. Weil der Kontakt zu den Menschen wichtig ist, fragen wir oft die Bewohner um Erlaubnis, in der Nähe ihres Hauses die Nacht über zu stehen zu dürfen. Nie, gar nie haben wir eine unfreundliche Absage bekommen. Im Gegen- teil, abends saßen wir als Gäste im Lehm- ziegelhäuschen am offenen Feuer und knabberten Fleischfasern von Ziegenknochen. Den Ziegenstall der Gastgeber sehen zu dürfen, kam dem Besuch in einem Museum für Land Art gleich.
Salare sind wie Meere der Anden, nur ohne Wasser, das sich schon vor Äonen zurückzog, als die Platten- tektonik die Anden in den Himmel hob und ein perfektes Gleichgewicht schuf. Das noch intensiver zu spüren ist, wenn der Bolivianische Winter die Vulkankegel schneebedeckt zurücklässt. Dann fällt auf dem Salar del Hombre Muerto (4000 m) die Temperatur nachts auf 30 Grad unter Null, und ein überwältigender Sternenhimmel machte vergessen, dass selbst im Camper die Temperatur trotz Heizung nur auf 10 Grad unter Null kletterte.
Kein Wunder, dass der vulkanische Untergrund den Anden viele Thermalquellen beschert. Das Schöne dieser Termas, wie sie spanisch heißen, ist, dass sie oft weit ab liegen und deshalb nicht (noch nicht) kommerziell vereinnahmt wurden. Ein Geschenk der Natur, und alle genießen es vergnügt. In kalter Nacht beispielsweise aus dem Campmobil zu steigen, um in wohlig warmem Wasser am Flussrand zu sitzen und den Mondschein zu genießen.
But hey, it's an adventure!
Wale zu beobachten, geschieht meist von einem Boot aus, das Wal-Begeisterte zu den Tummel- plätzen der Riesen fährt. Man kann aber auch bequem vom Ufer aus beobachten. In Argentinien gibt es an der Peninsula Valdez einen Strand, an den Walmütter jedes Jahr mit ihren Babies kommen. In einer großen Bucht ist dann über längere Zeit Mutter & Kind Aktion, wobei die Kinderschule den Strand entlang abgehalten wird. Nachts hört man vom Bett aus das Klatschen der Flossen der Walmamas, die sich ab und zu drehen, damit ihr Nachwuchs nicht ständig nuckeln kann.
Ciao,
schön dass Sie hier waren.